MKG Dr. Peter Romsdorfer

Innovative Techniken in der Augmentation – Zahnmedizin für erfolgreichen Kieferknochenaufbau

Besprechung Zahnarzt und Patient

Zahnimplantate sind eine langlebige, pflegeleichte und gleichzeitig ästhetische Lösung für Zahnersatz in jedem Alter. Damit sich die Implantate fest im Kiefer verankern lassen, muss der Kieferknochen allerdings eine gewisse Dicke und Breite aufweisen. Vor allem im Alter und wenn eine Zahnlücke bereits lange besteht, ist das nicht immer der Fall. Dann kann der Zahnarzt einen Knochenaufbau durchführen, um genug Platz im Kiefer zu schaffen und für einen festen Halt zu sorgen.

Was bedeutet Augmentation in der Implantatchirurgie?

Der zahnmedizinische Fachbegriff für den Aufbau eines zurückgegangenen Kieferknochens lautet „Augmentation“. Bei der Knochenaugmentation geht es um die Wiederherstellung der Knochensubstanz. Der Knochenaufbau erfolgt entweder mit künstlichem Knochenersatzmaterial oder mit körpereigenem Knochen, der an anderer Stelle entnommen wird. Je nachdem, wie viel Knochen und in welcher Form dieser aufgebaut werden muss, kommen verschiedene Verfahren für die Augmentation infrage.

Wann ist ein Knochenaufbau vor der Implantation nötig?

Von außen lässt sich oft nicht sagen, ob eine Augmentation nötig ist. Erst dreidimensionale Röntgenbilder können sicher zeigen, ob Implantate festen Halt im Kiefer finden können. Dabei geht es sowohl um die Knochenhöhe als auch um die Breite des Kieferknochens: Ist der Knochen zu flach, kann das Implantat ohne Augmentation nicht tief genug verankert werden. Ist der zu schmal, kann die künstliche Zahnwurzel bei späterer Belastung zur Seite herausbrechen. Um die Implantate langfristig stabil tragen zu können, sollte der Kieferknochen mindestens 5 mm breit und 10 mm hoch sein. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, kann der Knochen mit einer Augmentation wieder aufgebaut und vergrößert werden.

Dank moderner Implantate und Implantattechniken lässt sich ein Knochenaufbau und -vergrößerung heute in einigen Fällen umgehen. So wird zum Beispiel beim All-on-4-Konzept eine Vollprothese auf nur vier Pfeilern im Kiefer befestigt. Da die äußeren beiden Zahnimplantate schräg im Kiefer verankert werden, ist der Zahnersatz sofort einsatzbereit und kommt oft auch ohne Augmentation aus. Sollen nur einzelne Zähne durch ein Implantat ersetzt werden, ist ein Knochenaufbau vor der Implantats-OP hingegen unumgänglich.

Welche Ursachen hat Knochenverlust im Kiefer?

Es gibt verschiedene Gründe, warum der Kieferknochen zurückgeht und ein Augmentationsverfahren nötig macht:

  • unbehandelte Zahnlücke: wird ein Zahn nicht zeitnah durch eine Prothese ersetzt, bildet sich der Kiefer an dieser Stelle durch die fehlende Belastung zurück
  • Osteoporose: von dem besonders bei Frauen vorkommenden Knochenabbau bzw. Knochenschwund im Alter ist auch der Kieferknochen betroffen
  • Parodontitis: unbehandelt können chronische Entzündungen des Zahnfleischs mit der Zeit auch den Kieferknochen angreifen und zu dessen Rückgang führen
  • schlechtsitzende Zahnprothesen: falsch angepasste Prothesen können Druck auf den Kieferknochen ausüben, was in der Folge zu Kieferknochenschwund an dieser Stelle führen kann
  • Wurzelspitzenentzündung: bei schwer von Karies befallenen Zähnen können die Bakterien bis in die Wurzelspitze eindringen und dort zu Entzündungen und Zysten führen, die auch den Kieferknochen angreifen und zurückdrängen
  • Knochentumor: Tumore und Zysten im Kiefer können auf den Knochen drücken und diesen dadurch verdrängen und abbauen

Welche Verfahren für die Augmentation des Kiefers gibt es?

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Verfahren zur Augmentation. So kann jede Form des Kieferknochens nach dem Abbau effektiv wiederaufgebaut werden. Die bekanntesten und am häufigsten verwendeten Methoden für den Wiederaufbau eines Knochens sind:

  • Auflagerung von Knochen: Befestigung von Knochenmaterial auf dem Kieferknochen, die jedoch nur eingeschränkt erfolgreich ist und heute kaum mehr durchgeführt wird
  • Bone-Spreading-Technik: Auseinanderziehen des Kieferknochens und Einbringen von Knochenmaterial, um mehr Höhe oder Breite zu gewinnen
  • Distraktionsosteogenese: allmähliche Spaltung und Auseinanderziehen des Kieferknochens mit einer Schraube, ähnlich wie bei einer Knochenverlängerung
  • Sinuslift: Anheben des Kieferknochens in die Kieferhöhle und Einbringen von Knochenmaterial in den entstandenen Spalt, um Höhe im Knochen des Oberkiefers zu gewinnen
  • Guided Bone Regeneration (GBR): Dieses Verfahren verwendet eine biokompatible Membran, die über den Knochendefekt gelegt wird. Die Membran dient als Barriere, um das Wachstum von Weichgewebe in den Bereich zu verhindern, wo der Knochen regenerieren soll. Dies ermöglicht dem Knochengewebe, sich in einem geschützten Bereich zu entwickeln und zu verdichten, was für das Einsetzen von Zahnimplantaten oder die Stärkung des vorhandenen Kiefers notwendig sein kann. GBR ist besonders vorteilhaft, da es die Knochenregeneration an spezifischen Stellen ermöglicht und somit für eine erfolgreiche zahnärztliche Rehabilitation sorgt.

Unterstützend kann bei der Augmentation eine Eigenbluttherapie zum Einsatz kommen. Dabei wird Blut entnommen, konzentriert und zusammen mit dem Knochenersatzmaterial eingebracht. Das konzentrierte Blutplasma enthält natürliche Wachstumsfaktoren, die das Knochenwachstum und damit die Augmentation beschleunigen sowie die Wundheilung verbessern können.

Welches Verfahren das richtige für Sie und Ihren Zahnersatz ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Einerseits kann mit den Methoden zur Augmentation unterschiedlich viel Knochenmaterial aufgebaut werden. Andererseits ist nicht jede Form des Knochenaufbaus für jede Stelle im Kiefer geeignet. Der Zahnarzt muss daher von Fall zu Fall entscheiden, welches die richtige Vorgehensweise ist.

Woher stammt das Material für den Knochenaufbau?

Am besten für eine Augmentation eignet sich körpereigener Knochen, der an anderer Stelle des Körpers entnommen wird. Denn bei Gewebe aus dem eigenen Körper muss keine Abstoßungsreaktion befürchtet werden. Eine beliebter Bereich zur Entnahme ist der hintere Kiefer, im Bereich der Weisheitszähne. Aber auch aus dem Kinn oder dem Beckenkamm kann problemlos Knochenmaterial für eine Augmentation entnommen werden. Ein Nachteil bei körpereigenem Gewebe ist, dass die Entnahme eine zusätzliche Operation zur eigentlichen Behandlung nötig macht.

Ist die Verwendung von körpereigenem Material nicht möglich oder sind die Risiken dafür zu groß, kann auch fremder oder künstlicher Knochen verwendet werden. Aus Rinderknochen lässt sich durch spezielle Verfahren Knochenersatzmaterial verwenden. Dabei bleibt jedoch ein geringes Infektionsrisiko bestehen. Synthetische Knochenmaterialien bergen dieses Risiko nicht. Sie bestehen häufig aus Tricalciumphosphat und werden langsam abgebaut, während der Knochen wächst und sich ausdehnt.

Wie ist der Ablauf einer Augmentation für Zahnimplantate?

Zeigen die 3D-Röntgenbilder, dass für das Einbringen von Zahnimplantaten eine Augmentation nötig ist, wird zuerst ein Verfahren festgelegt. Anschließend erhalten Patienten die Termine zur Knochenentnahme und zur eigentlichen Augmentation. Wenn Teile des Kieferknochens oder künstliches Knochenersatzmaterial für den Knochenaufbau verwendet werden, reicht in der Regel ein Termin aus.

Der Eingriff für den Knochenaufbau wird in den meisten Fällen mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt. Das heißt, dass Sie direkt danach wieder nach Hause können. Der behandelnde Zahnarzt macht zuerst einen Schnitt in das Zahnfleisch, schiebt es zur Seite und schafft mit der jeweiligen Methode Platz im Knochen für das Einbringen des Knochenersatzmaterials. Anschließend wird dieses mit einer Membran abgedeckt.

Die Membran löst sich mit der Zeit von alleine auf. Sie ist aber wichtig, damit der Hohlraum tatsächlich von Knochengewebe gefüllt wird und nicht von der darüber liegenden Mundschleimhaut. Am Ende wird das Zahnfleisch über der Operationswunde zusammengenäht und die Wartezeit von neun bis zwölf Monaten für den Knochenaufbau beginnt.

Teilweise werden bei Augmentationen selbstauflösende Fäden verwendet. Ist das nicht der Fall, werden die Fäden nach sieben bis zehn Tagen bei einem weiteren Termin gezogen.

Wie unterscheiden sich einzeitiges und zweizeitiges Vorgehen?

Bei einem einzeitigen Vorgehen finden die Augmentation und die Implantation in einer einzigen Sitzung statt. Diese Variante erfordert einen größeren Eingriff und setzt voraus, dass der Implantologe die nötige Erfahrung in diesem Bereich hat. Ein einzeitiges Vorgehen birgt höhere Risiken in Bezug auf die Wundheilung und kommt daher vor allem dann infrage, wenn ausreichend Restknochenhöhe vorhanden ist, um das Implantat fest und primär im Knochen zu verankern. Zum Beispiel beträgt diese Höhe im Seitenzahnbereich des Oberkiefers etwa 5 mm.

Bei zweizeitigen Vorgehen werden die Augmentation und die Implantation des Zahnes getrennt voneinander durchgeführt. Dazwischen liegen meist 3 Monate, in denen das Knochenmaterial vom Körper absorbiert und durch festen Knochen ersetzt wird. Danach findet die Implantation statt, die Zahnimplantate heilen ein und können schließlich mit dem gewünschten Zahnersatz versehen werden.

Was sollte ich vor der Augmentation beachten?

Einen Tag vor der Operation zum Knochenaufbau sollten Sie nicht mehr rauchen oder Alkohol trinken, um die Wundheilung nach dem Eingriff zu beschleunigen. Klären Sie außerdem unbedingt mit Ihrem Zahnarzt ab, ob Sie Medikamente nehmen, die Sie aus- oder absetzen müssen. Dazu gehören vor allem blutverdünnende Mittel wie Marcumar oder Aspirin.  Darüber hinaus ist es entscheidend, die Bisphosphonattherapie (z. B. bei Osteoporose) zu erwähnen, da diese unter Umständen eine Kontraindikation darstellt. 

Wie verhalte ich mich nach der Augmentation?

Lassen Sie sich nach der Augmentation unbedingt abholen, weil das Betäubungsmittel Sie noch vorübergehend beeinträchtigen kann. Zudem sollten Sie nichts essen, bis das Gefühl vollständig in den Mund zurückgekehrt ist. Den Bereich zu kühlen, hilft gegen die entstehende Schwellung und wirkt gleichzeitig schmerzlindernd.

Raucher sollten so lange nicht rauchen, bis sich die Wunde sich geschlossen hat. Ansonsten verzögert das Rauchen die Wundheilung und begünstigt Komplikationen. Des Weiteren sollten Sie kurz nach der Operation nur flüssige Nahrung oder Brei zu sich nehmen, damit sich keine Krümel in der Operationsstelle sammeln und eine Entzündung auslösen können.

Eine gute Mundhygiene begünstigt die Wundheilung und hilft, Komplikationen und Entzündungen vorzubeugen. Deswegen sollten die Zähne in dieser Zeit besonders gut und gründlich geputzt werden. Spülen Sie den Mund nach jeder Mahlzeit mit Wasser aus, damit sich keine Nahrungsreste rund um die Operationswunde festsetzen.

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