Wird der Kieferknochen nicht belastet, z.B. weil ein Zahn an dieser Stelle entfernt werden musste, bildet sich der Knochen zurück. Es kommt zum Knochenschwund. Anhand eines dreidimensionalen Röntgenbildes (DVT) können wir genau beurteilen, wieviel Knochen vorhanden ist. Selbst wenn nur noch wenig Restknochen verfügbar ist, lässt sich in fast jeder anatomischen Situation trotzdem noch der Einsatz von Implantaten realisieren. Voraussetzung dafür ist dann ein Knochenaufbau (Knochenaugmentation). In der Regel kann der Eingriff unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden.
Ein Sinuslift ist ein chirurgischer Eingriff, um den Knochen im Oberkiefer im Bereich der Kieferhöhle (Sinus) zu erhöhen. Durch die Zugabe von Knochenmaterial wird ausreichend Knochenmasse geschaffen, um eine stabile Verankerung von Implantaten im Oberkiefer zu gewährleisten.
Knochenaufbau mit einem Knochenblock wird häufig im Frontzahnbereich durchgeführt, wenn der Knochen dort zu dünn ist für eine laterale Augmentation. Dafür wird ein zusammenhängendes Knochenstück entnommen. Ein sanftes und sicheres Verfahren für die Knochenblockentnahme ist die Piezochirurgie. Der Knochenblock wird dann an die benötigte Stelle verpflanz bzw. transplantiert und fest angeschraubt. Da hier körpereigene Knochen verwendet werden, ist die Verträglichkeit sehr gut. Nach einer Einheilzeit von ca. vier Monaten ist der Knochenblock fest mit dem ortständigen Knochen verwachsen und wir können das Implantat sicher einsetzen.
Die Schalentechnik ist eine sehr effiziente Methode für den Knochenaufbau. Dabei werden dünne Knochenschalen um einen Knochendefekt angeschraubt. Diese bilden eine umschließende Hülle, welche dann mit einer Mischung aus Eigenknochen und Knochenersatzmaterial aufgefüllt werden kann. Als Eigenknochen dienen Knochenspäne oder Knochenchips.
Die Verwendung von Eigenknochen ist aufgrund seiner guten Bioverträglichkeit der Goldstandard in der Knochenaugmentation. Der Knochenaufbau wird zu stabilen, neuen Knochen umgebaut und neu durchblutet. Dieser Prozess braucht Zeit, weswegen ein Knochenaufbau vier bis sechs Monate unbelastet einheilen muss, bevor wir Implantate einsetzen können. Mit der Schalentechnik lässt sich der Knochen sowohl vertikal als auch horizontal verbreitern und eröffnet uns damit viele Möglichkeiten.
Ist der Kieferkamm zu schmal (Alveolarkammatrophie), ist die Bone-Spreading-Technik in vielen Fällen ein geeignetes Verfahren für einen Knochenaufbau bei gleichzeitiger Augmentation. Bei dieser Methode wird der schmale Kieferkamm mit Hilfe der ultraschallbetriebenen Piezochirurgie schonend in der Mitte durchtrennt und mit speziellen Meißeln aufgespreizt. Der dadurch entstehende Spalt wird mit einem Gemisch aus Eigenknochen und Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Die in der gleichen Sitzung mittig inserierten Implantate sorgen zudem dafür, dass die auseinander gespreizten Kieferkammhälften nicht wieder zusammenfallen. Auf dieser Weise wird eine langfristige Verbreiterung des Kieferkamms erreicht.
Diese relativ neue Augmentationstechnik eignet sich besonders für größere vertikale und laterale Knochendefekte. Mit Zuhilfenahme eines dreidimensionales Röntgenbildes und einer speziellen Software wird ein patientenspezifisches Titangitter mittels CAD/CAM-Technik hergestellt, welches maßgeschneidert zum vorliegenden Knochendefekt passt. Der Knochendefekt wird während der OP mit Knochenersatzmaterial und Eigenknochen aufgefüllt und anschließend mit dem sogenannten „Titanmesh“ abgedeckt. Es wird fest eingeschraubt und stabilisiert den Knochenaufbau.
Eine belastungsfreie Einheilzeit von vier bis sechs Monaten ist eine wichtige Voraussetzung, damit ein Knochenaugmentat mit dem ortständigen Knochen verwachsen und zu neuem Knochen umgebaut werden kann.
Im Idealfall reicht der eigene Knochen für eine Implantation aus. Um die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen und so wenig Knochenrückgang wie möglich zuzulassen, legen wir großen Wert auf eine knochenschonende Zahnentfernung. Wenn abzusehen ist, dass später eine Implantation geplant ist, kombinieren wir die Zahnentfernung mit der Anwendung von PRGF. Diese Abkürzung steht für „Plasma Rich in Growth Factors“, ein mit Wachstumsfaktoren angereichertes Blutplasma. Dafür wird Ihnen vor dem Eingriff Blut abgenommen, zentrifugiert und über ein spezielles Verfahren das PRGF gewonnen. In die Wunde eingelegt, fördert es das Knochenwachstum und verbessert die Wundheilung. PRGF wird daher auch beim Knochenaufbau unterstützend eingesetzt. PRGF ermöglicht auch eine verbesserte Wundheilung nach der Zahnentfernung, zum Beispiel der Entfernung der Weisheitszähne.